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Abenteuer vom Mittelalter bis Fantasy | hotciao | 6

 

aus Sicht des Doktors:

Es klang interessant, was der hohe Ordensmann mir da erzählte. Aber jetzt drehte er erst richtig auf:

"Da habt Ihr Euch gut entschieden, Doktor. Ich konnte Euch nicht die ganze Wahrheit sagen, wir müssen gut aufpassen, wen wir einweihen und wen nicht", sagte der Pfaffe mit einem diabolischen Grinsen. In dem muffig riechenden Flur, der nur von flackerndem Kerzenschein erhellt wurde, raunte er mir zu:

"Wir... nun ja, Doktor, diese Zigeunerhuren... ich werde sie morgen foltern, und wir werden sie verurteilen, sie werden am Wochenende auf dem Marktplatz verbrannt. Aber... Ihr werdet selbst sehen, es handelt sich um außergewöhnliche Geschöpfe... Sie haben sich dem Satan geweiht, aus diesem Grunde sind sie natürlich nichtswürdig, und wir... wir werden ein wenig Spaß mit ihnen haben, bevor... bevor sie den ganzen Ernst ihrer Lage noch begreifen können. Wir wollen ausnutzen, dass sie noch ein wenig Hoffnung haben, haha... Aus diesem Grund haben wir ein kleines Festgelage arrangiert, hier im Keller. Ich habe die betreffenden Bürger und ihre Gemahlinnen eingeladen, damit diese... naja... noch einmal ein wenig den Spieß umdrehen können..."

Wir stiegen die Treppe immer weiter hinab, und man hörte verhaltenes Gemurmel. Der Priester zog einen schweren Samtvorhang zur Seite, und wir betraten einen größeren Saal, in dem viele gut gekleidete Bürger standen, die ich sehr gut kannte. Ich wurde mit großem Hallo und Schulterklopfen begrüßt. Einzig einige Damen erröteten ein wenig -- ich wusste, dass die Frau des Schuhmachers ein geschwätziges Wesen war, und es war gut möglich, dass sie ihren Freundinnen von dem kleinen Abenteuer erzählt hatte, dass ich mir mit dem Weib vor einiger Zeit geleistet hatte. Ich wusste darum, sehr gut bestückt zu sein, und das hatte sich vielleicht in der Damenwelt des Dorfes herumgesprochen, denn ich erkannte kaum von den Fächern verhüllte neugierige Blicke direkt zwischen meine Beine.

Auf der einen Seite des Raums war ein Podest mit einem großen Lager aus bunt bestickten und reich verzierten Kissen. Der Priester klatschte in die Hände, und die Bürger begaben sich auf das Podest und setzten und legten sich entspannt und gemütlich in die Kissen. Die Rücke der Damen raschelten verführerisch, und bei dem einen oder anderen Herrn zeichnete sich bereits eine deutliche Schwellung unter ihren Beinkleidern ab. Alle schienen zu wissen, was folgen sollte, und waren in freudig erregter Stimmung. Mägde in dünnen, braunen Kleidern, die sehr eng und kurz geschnitten waren und den Blick auf viel nackte und ansprechend gebräunte Haut frei gaben, reichten Trauben und schenkten reichlich Met und Wein aus, der in Strömen floss. Auch die Damen langten ordentlich zu, ich war überrascht, mit welcher Hingabe sich manche doch sonst ehrbare Frau dem Konsum der alkoholischen Getränke widmete.

Wirklich, alles deutete darauf hin, dass dies nicht zum ersten Mal geschah, sondern dass es schon andere solcher Bankette gegeben hatte. Als hätte er meine Gedanken gelesen, legte sich der Priester neben mich und sagte: "Trinkt, Doktor, und entspannt euch. Wie Schade, dass Ihr das Fest in der letzten Woche nicht miterlebt habt... aber Ihr erinnert Euch doch sicher an die Ketzer, die am Wochenende gehenkt worden sind? Sie waren die Freude vieler Damen hier, haha... Na, und die Herren hatten auch ihren Spaß mit diesen Agnostikern..."

Allerdings konnte ich mich an die Männer erinnern, die am letzten Wochenende gehenkt worden waren, denn das ganze Dorf hatte über die Hängung geredet: Es waren 15 Männer gewesen, denen man noch nicht einmal ein Büßerhemd zugestanden hatte, sondern die zu ihrer Schande komplett nackt zum Galgen gebracht worden waren. Ich wusste um das naturwissenschaftliche Phänomen, das dahinter stand, aber bei der Dorfbevölkerung war in lebhafter Erinnerung geblieben, dass alle Männer im Moment der Hinrichtung enorm steife Schwänze bekommen hatten, die hart in der Luft wippten, zum Teil auch zum letzten Mal potent abspritzten, als sich das Henkerseil um die Hälse schloss.

Ich sah mich noch einmal um: Ja, ganz unverkennbar lag eine gewisse Anspannung im Raum, alle warteten auf etwas, auf... auf ein Startsignal. Schließlich erhob sich der Priester neben mir und sprach:

"Liebe Bürger, wir sind hier zusammen gekommen, um ein fröhliches Fest zu feiern. Wir möchten uns von drei Büßerinnen verabschieden, und wir werden das so tun, wie es uns am besten gefällt: Fröhlich und ausgelassen. Ihr könnt alle gewiss sein, dass Gott seine schützende Hand über Euch hält, was immer auch hier heute passiert, was Ihr auch immer heute macht: Jede eventuelle Sünde wird rein gewaschen durch Eure Gottesfurcht und durch die Tatsache, dass wir drei Hexen in unserer Mitte haben werden, von denen wir alle wissen, zu welchen abscheulichen Taten sie fähig sind. Ja, sie haben bereits in der Vergangenheit unseren christlichen Verstand durcheinander gebracht und werden das auch heute wieder versuchen. Seid gewiss: Euch wird von mir persönlich morgen dei Absolution erteilt, denn wir sind stärker als Satan -- zum Schein gehen wir auf seine Spiele ein, dann aber entsagen wir ihm. Doch jetzt soll uns Satan ruhig führen, soll der Dämon ruhig die Oberhand gewinnen. Komm, Beelzebub, komm über uns, bring uns deine Unzucht, deine Sünde, deine Fleischeslust. Treib uns den Anstand aus und die Scham, mach, dass wir so werden wie die Deinen. Wir sind bereit, Satan, komm über uns!"

Der Priester hatte sich in eine Art wirres Gebet hinein gesteigert, und die Bürger antworteten ihm wie in der heiligen Messe. "Satan, komm über uns!"

"Mach, dass wir uns wie Tiere benehmen, mach dass wir keinen Unterschied zwischen Mann und Frau machen, mach, dass wir unseres Nächsten Eheweib, unserer Nächsten Ehemann begehren und mit ihm all das machen, was wir seit Jahren zuhause nicht mehr können, mach, dass wir eine große Familie werden und uns vereinigen, wie wir wollen, dass wir uns aneinander reiben und unserer Wolllust nachgeben, mach, dass wir nur für die Fleischeslust leben und alles andere hintenanstellen."

"Satan, komm über uns!" murmelten alle zurück. Der Priester rechte die Arme gegen die Decke des Gewölbes und sprach: "Beelzebub, du hast gehört, komm zu uns und mach uns zu Werkzeugen deiner Taten!"

Der Priester nahm einen tifen Schluck Rotwein, so dass er ihm über sein Kinn lief und seinen Talar beschmutzte. Dann dreht er das große Kruzifix um, das vor seiner Brust baumelte, so dass der Herr jetzt kopfüber hing. Und in dem Moment öffneten sich quietschend zwei schwere Türen, und Knechte zerrten die drei Zigeunerinnen unter dem Gejohle der braven Bürger hinein.

 

wie geht das Fest weiter?


          die Zigeunerinnen werden herein geführt

 
 
 

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